Von Dunkelheit zum Morgenlicht – der WL75 im Praxis-Test
Getestet: Der Beurer WL75 Lichtwecker im Praxis-Check – wie sanft weckt er wirklich?
Foto: Ralf Günther/BILD
Uhr
Joline Böttger
Natürlich geweckt per App? Der Beurer WL75 bringt sanftes Licht ins Schlafzimmer und ersetzt den klassischen Wecker. COMPUTER BILD hat das Modell geprüft.
Einschätzung
Der Lichtwecker Beurer WL75 kombiniert vielseitige Wecktöne – von Radio bis Naturklang – mit einer Lichtsimulation des Sonnenaufgangs. Die Morgenroutine lässt sich individuell in ihrer Dauer und Helligkeit anpassen. Im Praxis-Test funktionierte sie zuverlässig, allerdings fiel auf, dass die Lichtverteilung in der Mitte heller ist als an den Rändern. Die Farbübergänge könnten zudem fließender sein, um den Sonnenaufgang natürlicher wirken zu lassen. Gut gefallen hat uns die Bedienung, die insbesondere über die App-Steuerung viele Möglichkeiten bietet. Direkt am Gerät ist die Handhabung weniger intuitiv, da die rückseitigen Tasten schwer ertastbar sind. Vielseitig sind auch die Einsatzzwecke: Neben der Weckfunktion dient der WL75 als Leselampe, Einschlafhilfe und Stimmungslicht mit 256 Farbnuancen. Die Standfestigkeit erwies sich als solide, auch wenn sich das Gerät durch sein geringes Gewicht beim Tastendruck leicht bewegte. Wer einen flexiblen Lichtwecker mit App-Steuerung und vielen Weckoptionen sucht, ist mit dem WL75 gut beraten – muss aber kleine Abstriche bei der Lichtqualität und Bedienung machen.
Pro
- Einschlafhilfe mit Sonnenuntergangssimulation
- Helligkeit und Lautstärke stufenlos regulierbar
- 256 Farbnuancen im Stimmungslicht
- App-Steuerung
- Kombination aus Weckton und Licht
- Individuelle Wecktöne (Naturklänge, ein klassischer Alarm oder FM-Radio)
Kontra
- Farbübergänge könnten fließender sein
- Direkte Bedienung weniger intuitiv als per App
- Lichtverlauf nicht ganz gleichmäßig
- Teils wacklige Bluetooth-Verbindung
- Keine eigenen Töne per MP3
Inhaltsverzeichnis
- Design: Schlicht gedacht, doch leicht gemacht
- App-Steuerung: Finger tippen, Einstellungen sitzen
- Lichtsteuerung: Sanft geweckt, entspannt eingeschlafen
- Stimmungslicht: Mehr als nur ein Wecker
- Fazit: Sanft geweckt, aber nicht perfekt
- Alternative
- Preis und Verfügbarkeit
Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm – doch ein plötzlicher Alarm reißt viele unsanft aus dem Schlaf. Wenn der Wecker mitten in einer Tiefschlafphase klingelt, fühlt man sich müde und träge. Ein sanfter Übergang wäre angenehmer – genau hier setzen Lichtwecker an. Statt abrupt zu tönen, simulieren sie einen Sonnenaufgang, indem sie das Licht langsam heller werden lassen. So soll der Körper das Aufwachen natürlicher verarbeiten: Die Produktion des Schlafhormons Melatonin sinkt, während aktivierende Hormone ausgeschüttet werden – für einen entspannten Start in den Tag.
Der Beurer WL75 soll eine Stufe individueller sein und kombiniert diese Technik mit einer App-Steuerung, die individuelle Anpassungen bei Helligkeit, Farben und Wecktönen ermöglicht. Neben der Lichtsimulation gibt es Naturklänge, Radio und Weckmelodien, um den Weckvorgang zu personalisieren. Zusätzlich bietet das Gerät eine Einschlafhilfe, bei der Licht und Klang langsam abnehmen, um das Einschlafen zu erleichtern. Doch wie gut funktioniert das in der Praxis? COMPUTER BILD hat den WL75 ausführlich getestet.
Design: Schlicht gedacht, doch leicht gemacht
Rund, modern, funktional – so zeigt sich der WL75 auf den ersten Blick. Der Lampenkörper ist aus Kunststoff gefertigt, der Standfuß besitzt eine Aluminium-Optik. Während das Design schlicht gehalten ist, wirkt das Material eher praktisch als hochwertig. Die Aluminium-Optik sieht aus der Entfernung schick aus, fühlt sich aber eher nach Kunststoff an. Eine hochglänzende oder gebürstete Oberfläche hätte das Design noch etwas aufgewertet.
Ein wichtiger Punkt bei einem Lichtwecker ist die Standfestigkeit – schließlich wird er morgens oft im Halbschlaf bedient. Im Praxis-Test zeigte sich der WL75 zwar rutschfest, doch sein geringes Gewicht von 500 Gramm machte ihn anfällig für Bewegungen. Beim Drücken der Tasten wackelte das Gehäuse spürbar, besonders bei festerem Druck. Eine schwerere Basis oder eine breitere Auflagefläche hätten hier für mehr Stabilität gesorgt.
Auf der Rückseite ist eine 110 cm lange Wurfantenne für den Radioempfang integriert. Zudem bietet das Gerät einen AUX-Anschluss, über den externe Audioquellen wie MP3-Player oder Smartphones angeschlossen werden können (AUX-Kabel im Lieferumfang enthalten). Ein USB-C-Anschluss ermöglicht das Aufladen eines Smartphones, allerdings ist hierfür ein eigenes Ladekabel erforderlich.
Das 6x1,5 cm große LC-Display ist in den Standfuß eingelassen und hebt sich durch die blaue Hintergrundbeleuchtung gut vom Gehäuse ab. Die schwarzen Ziffern sind auch aus leichtem Abstand gut lesbar. Ein praktisches Detail ist die dreistufige Dimmung der Anzeige, die sich an die Lichtverhältnisse im Raum anpassen lässt. Nach wenigen Sekunden schaltet sich die Anzeige jedoch automatisch ab. Wer nachts auf die Uhr schauen möchte, muss erst eine Taste drücken oder das Gerät berühren. Gerade im Halbschlaf kann das störend sein. Eine einstellbare Option, um die Anzeige nach Bedarf dauerhaft anzuzeigen oder vollständig zu deaktivieren, wäre hier die beste Lösung gewesen.
Bedienung: Gelungene Touch-Steuerung, aber unpraktische Tastenplatzierung
Die Steuerung des WL75 erfolgt auf zwei Wegen: über klassische Tasten auf der Rückseite oder über die Touch-Flächen auf der Oberseite.
Besonders die Touch-Tasten erwiesen sich im Praxis-Test als Erleichterung. Ein einfaches Antippen genügt, um das Licht ein- oder auszuschalten, das Stimmungslicht zu aktivieren oder die Einschlafhilfe zu starten. Die Sensitivität ist gut abgestimmt, sodass versehentliche Berührungen vermieden werden, das Licht aber trotzdem auf Anhieb reagiert. Gerade beim Einschalten der Leselampe im Dunklen ist das eine praktische Lösung.
Weniger gelungen ist die Platzierung der klassischen Tasten. Diese befinden sich auf der Rückseite des Geräts und steuern Weckzeiten, Alarmeinstellungen und die Radio-Funktion. Im Praxis-Test zeigte sich schnell: Die Bedienung ist hier unnötig kompliziert. Wer Einstellungen ändern möchte, muss blind nach den Tasten tasten oder das Gerät erst drehen. Hier wäre eine seitliche oder vordere Platzierung deutlich komfortabler gewesen.
Ein weiterer Punkt betrifft die Wecklicht-Dauer, Helligkeit und Klangoptionen. Direkt am Gerät lassen sich diese zwar anpassen, doch die Navigation durch die Menüs mit den hinteren Tasten gestaltet sich umständlich.
App-Steuerung: Finger tippen, Einstellungen sitzen
Während die Bedienung am Gerät selbst nicht besonders intuitiv ist, zeigte sich im Praxis-Test, dass die "Beurer LightUp"-App eine sinnvolle Ergänzung ist. Hier können Weckzeiten individuell festgelegt, die Lichtintensität reguliert und das Stimmungslicht angepasst werden.
Die App bietet zudem folgende Steuerungsmöglichkeiten:
- Radio: Einschalten, Sendersuchlauf durchführen, bis zu zehn Programme speichern und Lautstärke stufenlos per Slider regeln.
- Display-Einstellungen: Helligkeit in drei Stufen regulieren oder vollständig deaktivieren. Auch die Zeitanzeige kann hier auf das 12- oder 24-Stunden-Format umgestellt werden.
- Schlaferinnerung: Eine Pop-up-Benachrichtigung erinnert an die empfohlene Schlafdauer.
- Lichtintensität: Stufenlos regulierbar.
- Stimmungslicht: 256 Farbnuancen auswählbar oder eine von zehn Farbwechsel-Szenen wie Regenbogen, Fusion oder Chill aktivieren.
Die Verbindung per Bluetooth mit dem Smartphone lief im Praxis-Test überwiegend reibungslos. In Einzelfällen war es erforderlich, das Bluetooth-Symbol am Wecker manuell zu aktivieren, damit die App das Gerät erkannte.
Lichtsteuerung: Sanft geweckt, entspannt eingeschlafen
Der WL75 verspricht eine natürliche Sonnenaufgangssimulation, die den Körper auf sanfte Weise auf das Wachwerden vorbereitet. Im Praxis-Test funktionierte das grundlegend gut – das Licht wurde schrittweise heller. Doch ein wichtiges Detail fiel schnell auf: Die Farbübergänge sind nicht so fließend, wie sie sein könnten.
Statt langsam von einem dunklen Rot über sanftes Orange bis hin zu warmem Gelb zu wechseln, springt das Licht direkt von Rot auf Weiß. Das nimmt dem Weckvorgang etwas von seiner natürlichen Wirkung. Ein echter Sonnenaufgang verläuft harmonischer, hier wirkt der Übergang eher technisch als organisch.
Ein weiteres Detail fiel im dunklen Raum besonders auf: Die Lichtverteilung ist nicht ganz gleichmäßig. Das Lichtpanel in der Mitte strahlt deutlich intensiver, während die Ränder etwas blasser wirken. Das könnte beabsichtigt sein, um eine aufgehende Sonne zu imitieren, doch eine diffusere Verteilung hätte für ein weicheres Weckerlebnis gesorgt.
Positiv ist hingegen, dass sich die Dauer der Wecklicht-Phase individuell anpassen lässt. Zwischen 2 und 60 Minuten kann eingestellt werden, wie langsam das Licht heller wird. Zudem gibt es die Möglichkeit, das Wecklicht als klassische Sonnenaufgangssimulation (beginnend mit Rot) oder als energiespendendes Licht (beginnend mit Blau) einzustellen.
Allerdings gibt es eine Einschränkung: Sowohl beim Wecken als auch beim Einschlafen ist ein Ton erforderlich – der WL75 bietet keine Option für eine reine Lichtnutzung. Wer nur mit Licht geweckt oder begleitet von einem sanften Sonnenuntergang einschlafen möchte, muss trotzdem einen Ton aktivieren. Auch wenn sich die Lautstärke auf mindestens 10 Prozent reduzieren lässt, wäre eine reine Lichtweckfunktion sinnvoll gewesen, besonders für alle, die auf akustische Signale verzichten möchten.
Weckton, Snooze-Funktion & Einschlafhilfe
Neben der Lichtfunktion weckt der WL75 auf Wunsch auch mit Ton. Zur Auswahl stehen sechs Naturklänge, ein klassischer Weckton oder das FM-Radio. Die Naturklänge klingen angenehm und ergänzen die Lichtweckfunktion sinnvoll. Im Praxis-Test zeigte sich, dass das Radio zuverlässig funktioniert, wobei die Empfangsqualität von der Position der Wurfantenne abhängt. Bis zu zehn Sender lassen sich speichern.
Wer morgens noch ein paar Minuten länger liegen bleiben möchte, kann die Snooze-Funktion nutzen. Diese ist stufenweise zwischen 1 und 30 Minuten einstellbar, sodass sich der Wecker je nach Vorliebe sanft verschieben lässt. Ein praktisches Detail für alle, die sich langsam an den Morgen herantasten wollen.
Auch zum Einschlafen bietet der WL75 eine unterstützende Funktion: Die Sonnenuntergangssimulation soll den Körper auf die Nachtruhe vorbereiten. Das Licht wird dabei schrittweise gedimmt, bis es erlischt. Doch wie beim Wecken sind die Farbwechsel nicht immer ganz fließend – statt sanfter Übergänge gibt es abrupte Wechsel. Zusätzlich stehen vier beruhigende Melodien oder das FM-Radio als Einschlafhilfe zur Verfügung. Die Lautstärke kann über die App reguliert werden, während ein Timer von 1 bis 60 Minuten festlegt, wann die Klänge verstummen.
Stimmungslicht: Mehr als nur ein Wecker
Neben der Weckfunktion kann der WL75 auch als Stimmungslicht mit 256 Farbnuancen genutzt werden. Über die Touch-Tasten auf der Oberseite oder die App lassen sich verschiedene Farben einstellen und dauerhaft fixieren.
Besonders interessant sind die verschiedenen Licht-Szenen, die über die App aktiviert werden können. Dazu gehören unter anderem:
- Regenbogen: kontinuierlicher Farbwechsel in allen Tönen
- Regenbogen langsam: sanfter, verzögerter Übergang zwischen den Farben
- Fusion: Wechsel zwischen warmen und kühlen Farbtönen
- Puls: rhythmisches Ein- und Ausblenden der Lichtintensität
- Welle: langsames Auf- und Abdimmen für eine beruhigende Lichtstimmung
- Chill: dezente, weiche Farbwechsel für eine entspannte Atmosphäre
- Action: dynamische Lichtwechsel mit intensiveren Übergängen
- Wald: sanfte Grüntöne für eine natürliche, beruhigende Wirkung
- Sommer: warme Gelb- und Orangetöne für eine sonnige Lichtstimmung
Die Szenen ermöglichen es, die Lichtstimmung individuell an verschiedene Bedürfnisse anzupassen – von entspannend bis belebend. Im Praxis-Test funktionierte das Stimmungslicht zuverlässig und machte den WL75 vielseitiger als einen reinen Wecker. Besonders als entspannendes Licht am Abend oder als dezente Beleuchtung beim Einschlafen war die Funktion eine sinnvolle Ergänzung.
Fazit: Sanft geweckt, aber nicht perfekt
Im Praxis-Test machte der Beurer WL75 insgesamt einen guten Eindruck. Die Kombination aus Licht, Naturklängen und App-Steuerung bietet viele Möglichkeiten, das Weckerlebnis individuell anzupassen. Besonders das sanfte Erwachen mit Licht ist eine angenehme Alternative zu herkömmlichen Weckern. Allerdings fiel auf, dass die Sonnenaufgangssimulation fließendere Farbübergänge haben könnte. Die App erleichtert die Bedienung deutlich, während die Tastenplatzierung am Gerät verbesserungswürdig ist. Die Einschlafhilfe und das Stimmungslicht sind sinnvolle Zusatzfunktionen, die das Gerät vielseitig nutzbar machen. Für eine möglichst realistische Lichtsimulation wären jedoch sanftere Farbübergänge und eine bessere Tastenplatzierung wünschenswert gewesen. Lichtsimulation und Tastenplatzierung sind verbesserungswürdig.
Alternative
Wer ein hochpreisigeres Modell ohne App-Steuerung sucht, findet mit dem
Philips HF3651/01eine Alternative. Er überzeugt mit einer flüssigeren Sonnenaufgangssimulation, gleichmäßiger Lichtverteilung und einer RelaxBreathe-Funktion für entspanntes Einschlafen.
Preis und Verfügbarkeit
Der Beurer WL75 Lichtwecker ist seit 2017 erhältlich und kostet aktuell etwa 95 Euro (Stand: März 2025). Er bietet vielseitige Licht- und Weckfunktionen mit App-Steuerung.